
Gemeiner Weichkäfer – Paarung
Beziehungsweise
© Astrid Schulzke
Der Mann ist ein Beziehungstier,
er suchet dort und suchet hier
das Gegenstück für sich zu finden.
Der Grund dafür – er will sich binden.
Nicht unbedingt auf lange Zeit,
denn jeder Mann denkt nur so weit
wie sein Gehirn zwischen den Beinen
ihn lässt (ich weiß, es ist zum Weinen).
Denn dieses Teil in seiner Pracht
besetzt mit übergroßer Macht
die Ratio – und er muss leiden.
Das sucht er tunlichst zu vermeiden,
denn dieses – steht schon in der Bibel –
soll nur das Weib, weil es von Übel.
Doch wie erreicht der Mann sein Ziel?
Mit List und Tücke und recht viel
Getue um die Auserwählte.
(Gar mancher vorher extra stählte
die Muskeln und den Hodensack
mit Eierschmaus und Vitapack).
Ein jeder hat da sein Rezept,
der eine macht auf super nett,
schwingt weise Reden, säuselt sanft
von Seelenverwandtschaft, Frauenkampf,
– den er schon immer unterstütze –
und sitzt alsbald in einer Pfütze
von dickem Schleim, auf dass er tropfe,
dem Weibe lieblich auf den Schopfe.
Die Frau, des Mannes Gegenstück,
denkt an ein völlig andres Glück,
wenn ihr Gefühl steht im Zenit
des Paarungsaktes, denn sie liebt
mit ihrem Bauch, der sie verführt,
nur EINE Regung in sich spürt:
Er will, gefüllt mit guten Samen,
(was nun kommt, füllte ganze Dramen)
ein Kindlein schnellstens in sich tragen,
drum kann das Weib sich nicht versagen.
So tappen beide in die Falle,
manch einer öfter – aber alle
glauben tatsächlich noch daran,
dass man die Dinge steuern kann.
Drum reden sie sich ihren Frust
auf ihre übergroße Lust
und ihren Drang nach Fortbestand
(der Papst, der hat es wohl erkannt)
gemeinsam schön – und das ist gut.
Ich ziehe grinsend meinen Hut.

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